Übertragung
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III. Die Musikschule.
Die Musikschule hat sich auch im letzten Jahre auf eine sehr erfreuliche Weise entwickelt, so daß die Klavierschule und die Sologesangschule jede um eine Klasse vermehrt werden mußten. An Hrn. Arnold, Lehrer des Klavier- und Violinspieles, welcher als Musikdirektor nach Biel übersiedelte, verlor die Anstalt im Herbst einen treuen, tüchtigen und freundlichen Lehrer, welcher sich die Liebe seiner Schüler und die Anerkennung der Direktion in hohem Grad erworben hatte. Er wurde im Violinunterricht durch Hrn. Brassin, im Klavier durch Hrn. Franzen ersetzt, zwei junge Künstler, welche durch ihre treffliche musikalische Bildung, die sie sich auf den Konservatorien von Leipzig, Köln und Paris erworben, sowie durch ihr vortreffliches Lehrtalent, nicht wenig zur weitern Entwicklung der Musikschule beitragen werden.
Der Bestand der Anstalt am Schlusse des Jahres ist folgender:
1. Klavierschule. Klasse I bis III, unter Hr. Prof. Franck, mit 2 Schülern und 7 Schülerinnen ... 9
Klasse IV bis XI, unter Hrn. Thiele, mit 8 Schülern und 14 Schülerinnen ... 22
Klasse XII bis XVI, unter Hrn. Franzen, mit 12 Schülerinnen ... 12
Klasse XVII, unter Hrn. Brassin, mit 3 Schülern ... 3
Klasse XVIII, unter Fräulein v. Balitzka, mit 3 Schülerinnen ... 3
[total] 49
2. Violinschule. Klasse I und II, unter Hrn Edele, mit 5 Schülern ... 5
Klasse III bis V, unter Hrn. Brassin, mit 12 Schülern ... 12
[total] 17
Uebertrag 66
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Uebertrag 66
3. Sologesangschule. Klasse I, II und III, unter Fräulein v. Balitzka, mit ... 7
4. Chorgesangschule. Klasse I und II, unter Herrn Fröhlich, mit ... 152
Zusammen 225
Die Vermehrung von 152 Schüler und Schülerinnen des vergangenen Jahres auf 225 ist gewiß ein sehr erfreuliches Zeichen des wachsenden Zutrauens, welches sich die Anstalt während der Zeit ihres Bestehens im Publikum erworben hat.
Die am Schluß des Jahreskurses an zwei Abenden im großen Kasinosaale veranstaltete "öffentliche Uebung" der Schule hatte eine große Theilnahme des Publikums erregt; jeden Abend war der Saal gedrängt voll und mit großem Interesse folgten die Zuhörer dem musikalischen Spiel. Die Leistungen fanden allgemeine Anerkennung und berechtigen zu den besten Hoffnungen für die Weiterentwicklung der Anstalt.
Am ersten Abend begannen die untern und mittlern Klassen das Spiel. Daß die Anstalt nach dem von ihr aufgestellten Unterrichtsplan die Jugend mit dem ersten Anfang des Unterrichts in eine Schule ernster Geisteszucht nimmt und mit strenger Ausscheidung jeder schädlichen musikalischen Tändelei und jeder süßlichen Verweichlichung schon die jüngern Kinder an den Ernst gewöhnt, welche jede Kunstübung beherrschen soll, dadurch zeigt sie, daß sie ihre Aufgabe richtig erkannt haat. Das Hauptziel dieser Klassen, die Begründung einer in jeder Beziehung schulgerechten Technik, trat in dem ganzen Spiel klar hervor. Die Leistungen waren befriedigend und es zeigte sich seit dem vorigen Jahr ein recht erfreulicher Fortschritt.
Der zweite Abend war für die obern Klassen bestimmt. Folgendes Programm wurde aufgeführt:
1) Choral mit Begleitung des Orchesters von Silesius.
2) Variationen für Klavier mit Quartettbegleitung von Kalliwoda.
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